Finanzkommunikation mit Oliver Santen vom Deutschen Bankenverband

In unserer Ask Me Anything Session, zum Thema Finanz- und Verbandskommunikation stellte sich unser Speaker Oliver Santen vom Bankenverband, all unseren Fragen: was wir uns darunter vorstellen können, welche Aufgaben er beim Bankenverband hat und wie sich seine Arbeit als Head of Communications dort konkret gestaltet, durften wir alles erfahren.

Bevor Oliver seine Arbeit 2017 als Kommunikationschef beim BdB aufnahm, begann der gelernte Journalist seine Karriere nach dem Studium in Münster, bei BILD im Wirtschafts- und Politikressort und später der WELT am SONNTAG im Politik-Ressort. Dann wechselte Oliver erstmals auf die Unternehmensseite als Pressesprecher der Allianz. Nach mehr als vier Jahren bei dem Versicherungskonzern ging es zurück in den Journalismus und zu BILD. Nach sieben intensiven Jahren als Ressortleiter Wirtschaft wechselte er zu Siemens als Leiter Media Relations und später Leiter PR. Oliver betonte im Gespräch mit uns, dass insbesondere Finanzkommunikation bei DAX-Konzernen ein sensibles Terrain ist, da öffentliche Verlautbarungen erheblichen Einfluss auf den Börsenkurs, auf das Marktgeschehen oder die Finanzmarktstabilität haben können. Die Finanzkommunikation eines Verbandes, der die Interessen und Standpunkte der privaten Banken in Deutschland vertritt, unterscheidet sich hiervon jedoch.

Beim Bankenverband fungiert die Kommunikation vor allem gegenüber anderen gesellschaftlichen Akteuren als informierend-koordinierende Schnittstelle zur Öffentlichkeit, Verbrauchern und politischen Entscheidungsträgern. Ihnen gegenüber vermittelt sie gemeinsame Standpunkte der vertretenen Banken, wodurch sich der Verband, mit seiner Expertise einerseits in den gesellschaftlichen Diskurs einbringt und Antworten auf Fragen z.B. zu Negativzinsen, Swift oder Kryptowährungen gibt. Andererseits adressiert der Bankenverband als Vermittler gegenüber den politischen Entscheidungsträgern eine weitere zentrale Anspruchsgruppe, um auch politischen Informationsbedürfnissen im Rahmen der Entscheidungsfindung gerecht zu werden. Dies ermöglicht es, den Anliegen der Verbandsmitglieder, gegenüber der Aufsicht und der Politik, bei der Entscheidungsfindung Aufmerksamkeit zu verleihen.

Erfolgreiche Interessenvertretung sowie der damit verbundene Austausch mit den betreffenden Anspruchsgruppen, erfordert dabei ein grundlegendes Verständnis der Arbeitsweisen der Anspruchsgruppen. Es bildet die Grundlage einer erfolgreichen adressatenspezifisch auf die Stakeholder ausgerichtete, verständliche Kommunikation, da es wie bei der Unternehmenskommunikation, nicht nur auf die Inhalte ankommt. Vielmehr gehe es als Kommunikator*in, auch bei der Interessenvertretung darum, Sachverhalte, Inhalte und Interessen auf den Adressaten zuzuschneiden und damit nachvollziehbar zu vermitteln.

Oliver berichtet, dass er in Bezug auf seine heutigen Aufgaben beim Bankenverband nicht nur von seinen Erfahrungen als Unternehmenskommunikator, sondern maßgeblich auch von seiner journalistischen Ausbildung – und Berufspraxis profitiert. Hier habe er mit dem wichtigen Umgang mit Sprache sowie der Fähigkeit des wirkungsvollen Schreibens, zentrale Handwerkzeuge erlernt und weiterentwickelt.

Denn als Gralshüter der verständlichen Sprache, so nennt er es augenzwinkernd, bestehe die zentrale Aufgabe der KommunikatorInnen, vor allem bei komplexen- und eher technisch geprägten Themen. Dies setzt ein allgemeines Verständnis der betreffenden Zusammenhänge voraus – Fachfrau bzw. Fachmann muss man dafür aber nicht sein.

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